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„Tokyo Morandi“ ist ein Ausstellungsprojekt, das den teilnehmenden Künstlern ermöglicht, in Auseinandersetzung mit verschiedenen medialen Zugängen der nur mittelbaren Erfahrbarkeit von Emotionen, Wahrnehmungsinformationen und Bewusstseinsvorgängen des Menschen auf den Grund zu gehen und in neuen Raum- und Objekt und Installationszusammenhängen zu erforschen.
„Tokyo Morandi“ nimmt die Komplexität verschiedener Disziplinen, Methoden und Verfahrensweisen ins Visier, um Fragen nach Prozessen der Speicherung, Kombination und Abrufbarkeit von sinnlichen wie sachlichen Inhalten zu ergründen. Wie kann Raum zum begehbaren (Bühnen-) Bild werden; wie können Film, Tanz, Musik und Installation ein zusammenhängendes Ganzes ergeben, welches das Wechselspiel von Prozessen der Verfremdung und der Aneignung in der Figur der Wiederholung auslotet.
Verknüpfungspunkt zwischen allen gezeigten Arbeiten ist die Auseinandersetzung mit der Malerei des italienischen Malers Giorgio Morandi, der Zeit seines Lebens Stillleben malte und in der Variation des immer Gleichen und unzähligen Arrangements von leeren Flaschen und Gefäßen, die Wiederholung ins Zentrum seiner Arbeit stellte. Mit dieser Repetition seiner gemalten „leeren“ Objekte füllte er gleichsam ihre Darstellung mit Wahrnehmungsfragen: Durch welchen Zusammenhang zueinander schaffen sie ihre Bedeutung, ihr Form ? Was sind die „inneren“ Zusammenhänge von Wirklichkeit in Morandis Malerei? Wie sind das Auge des Künstlers und das Empfinden des Betrachters verknüpft?
Die Wiederholung und die Abstraktion, Ekstase und Erkennen sind Begriffe, die miteinander verwoben zu denken sind. Wiederholung führt hin zur Disziplinierung und Formalität im Sinne einer Reduktion, und zugleich wird die Repetition zu einem sich steigernden subjektiven Empfinden von „Joie de Vivre“ und dem Zustand des Erwachens und Erkennens, wie es in der Musik oft beschrieben und in der Bildrezeption von Cezanne und Matisse thematisiert wird. Dieses „Erwachen“ kann wie in den gezeigten Arbeiten von Johann Lurf, Sophie Trudeau und Michaela Grill zu einem Rausch, einer Ekstase führen, in der sich der Mensch auflöst oder ein Anderer wird.
Das Besondere dieser Ausstellung, die am 9.5. im Meinblau Projektraum ab 19 Uhr eröffnet wird, ist die Auswahl der Künstler aus Berlin und Montreal. Erstmalig zeigen Musiker wie Sophie Trudeau, Mauro Pezzente und Mike Moya der kanadischen Postrock Godspeed You! Black Emperor Arbeiten, die in diesem thematischen Kontext für die Ausstellung entwickelt wurden und in Kooperation mit Tanzperformance von Kimberley de Jong und Film von Karl Lemieux und Philippe Leonard eine eigenständige, elektrisierende Bildsprache zeigen, die auch Gambeltrons und Nick Kuepfers extra für den Raum konzipierte Arbeiten charakterisieren. Performances und eine zusammenhängende Gesamtinstallation werden die verschiedenen Künstlerpositionen im Ausstellungszeitraum zusammenführen.
In Kooperation mit Arkaoda Club werden zum Closing am 13.5. am Nachmittag ab 15 Uhr Konzerte stattfinden von Gambeltron, Nick Kuepfer, Mike Moya, Etkin Cekin und Niklas Kraft in DJ-Begleitung von Fog Puma und Eli Pavel.
Text: Falko McKenna, Maria Hinze