Herzschwingen – Tension of Human Life – Der Herzschlag und die Herzmuskelkontraktion

DE / „Herzschwingen“ –
„Tension of Human Life“ –
Der Herzschlag und die Herzmuskelkontraktion

Der Impuls des Herzen als Manifestation von Energie;
Anspannung / Entspannung als Manifestation von Energie
Rituale / Spiel als Manifestation von Energie
Regel / Regelbruch als Manifestation von Energie
Gesetze / Freiheit als Manifestation von Energie

“I want you to have a confrontation with something that is real – Heartbeat.”

Kuratiert von Maria Hinze,
Besonderer Dank geht an Milford Graves,
Quelle: Telefongespräche zwischen Graves / Hinze 2019

Die Ausstellung „Herzschwingen“ porträtiert medienübergreifend verschiedene Künstler, die den Herzschlag als die Essenz ihrer Arbeiten, Performances oder in der Musik verwenden. Einige der ausgestellten Werke finden erstmals internationale Beachtung, wie zum Beispiel die Tanzperformance von Kimberley de Jong und Jason Sharp „The Day The Wild Cried“. Das Projekt ist inspiriert von dem in New York lebenden Künstler Milford Graves. Graves fügt physiologische Prozesse und Musik zusammen. Die Spannung des Lebens findet bei Graves zeitweilige Hingabe in Rhythmen, die im ständigen Dialog mit dem Bewegungstempo des Lebens sind. So entsteht eine Musik, die sich dem Rhythmus des Menschen anpasst und sich immer wieder transformiert.

Das Projekt „Tension of Human Life – The Heartbeat and Myocardial Contraction“ bringt Künstler aus Montreal und Berlin in einem musikalisch-performativen und wissenschaftlich-medizinischen Kontext zusammen. Im Rahmen eines künstlerischen und interprofessionellen Austausches werden im Meinblau Projektraum Arbeiten rund um das Thema Herzschlag entwickelt. Experimentelle Musik und Tanz, in Kombination mit Bildender Kunst treten in den Dialog mit den Ergebnissen des Ultraschall Herzechos als medizinische Praxis – mit dem Ziel, den Herzschlag als Grundrhythmus auf vielfältige Weise zu interpretieren.

Die eingeladenen Künstler bringen vier Elemente zusammen:
Flow, Velocity, Tempo and Rhythm – Fluss, Geschwindigkeit, Tempo und Rhythmus. Das Projekt bespielt einen Raum bzw. eine Sphäre, in dem/der verschiedene künstlerische Ausdrucksformen und medizinische Techniken und Methoden zur Untersuchung des Herzens mit künstlerischem Denken zusammen kommen; dabei betonen die Künstler die Interdependenz zwischen unterschiedlichen Medien, indem sie aufzeigen, wie Rhythmen und Puls immer in Mensch und Tier existieren, und wie sie mit Hilfe der Technik hörbar und sichtbar gemacht werde können. Musik und Kunst sind Mittel der Rückkopplung und bieten gleichzeitig verschiedene Methoden, um mit dem Herzschlag aus verschiedenen Perspektiven zu arbeiten.

GROUP OF THEMES

* “THE EARTH’S HEARTBEAT”

Kimberley de Jong, Jason Sharp, Laura Fong Prosper

Das Tanzstück „The Day The Wild Cried,” ist im Schnittpunkt von Herzschlag, physischem Körpergefühl, einer denaturierten Umgebung und progressiver Klangtechnologie angesiedelt. Darüber hinaus repräsentiert die Arbeit die Gefahr des Klimawandels, indem sie die Grenzen von Klang, Raum und Körper in einer Installation von Müll auslotet. Hierbei ist sie thematisch auch auf die ausgestellte Arbeit der in Berlin lebenden Künstlerin Laura Fong Prosper bezogen. Laura Fong’s neue Vierfach-Monokanal-Videoinstallation zeigt verschiedene Tiere, deren Arten vom Aussterben bedroht sind. Die einzelnen Frequenzen werden überlagert, abstrahiert und zusammen mit dem Klang pulsierender Herzschläge zu einer akustischen und visuellen Collage aus bewegten Bildern verdichtet. Laura Fong arbeitet mit analogen Videosynthesizern und gibt bewegte Bilder in alten Fernsehgeräten wieder. Ihre TV Installation dient als Dokument der aktuellen Realität unserer Ökosysteme, als Weckruf und Warnung für zukünftige Generationen, den Herzschlag der Erde nicht aus den Augen zu verlieren.
Laura Fong Prosper’s Monitore stehen auf zweiter Ebene über den Köpfen der Besucher im Raum und auch über der Tänzerin Kimberley de Jong und Musiker Jason Sharp. Zusammen mit dem Stück „The Day The Wild Cried“ zeigen die Künstler eine immer mehr von Technologie abhängige Welt – und fragen nach dem, was vom Organischen in seiner reinsten Form am Ende noch übrig bleibt. Jason Sharp verwendet Kimberley de Jong’s Herzschlag über einen elektronischen Herzmonitor, um eine musikalische Abfolge zu speisen, um das Organische (Herzsound und Organrauschen) mit dem Anorganischen (Soundtechnik) verschmelzen zu lassen. Kimberley de Jong beschreibt ihre Konzeption und warum ihr eigener Herzschlag in diesem Tanzstück Rhythmus und Choreographie vorgibt wie folgt:
„Meine Herangehensweise an musikalische Bewegung hat sich gewandelt. Ich bin nun viel aufmerksamer für das Absichtliche in der Ausführung von Bewegungen, sowohl auf als auch neben dem Beat. Das Echtzeitelement ist essentiell für meine Arbeit, die Kollaboration mit Live-Musik ist deshalb so wichtig für mein Werk. Ich bin fasziniert von den Parallelen zwischen Musik und Tanz und wie wir buchstäblich mit unserem Herzen Rhythmus erzeugen.“ (*Telefongespräche zwischen de Jong / Hinze 2019). Die Zusammenarbeit zwischen neuer Klangtechnologie, einer Installation aus alten Dosen und einer rohen Körperlichkeit antwortet auf diese Fragen nicht mit einer Antwort, sondern mit einer abstrakten Darstellung – und lässt fast schon gespenstisch offen, wohin wir uns heute auf ökologischer und evolutionärer Ebene bewegen.“

* “LOW FREQUENCY SOUNDSCAPES”

Nick Kuepfer + Gambletron + Johnny Nawracaj + Markus Krieger + Philippe Leonard

Anknüpfend an seine letzte Einladung zu „Tokyo Morandi“ im Meinblau 2018 und den Aufnahmen vom Flügelschlagen von unzähligen Babyfledermäusen in einer Höhle in Südargentinien bei Anbruch der Nacht, dem Tagesanbruch der Fledermäuse, erweitert Nick Kuepfer mit seinem Beitrag noch einmal den Rahmen der Zusammenarbeit im aktuellen Ausstellungskontext. Nick Kuepfer’s neue Arbeit basiert auf dem Versuch, den Flügelschlag der Rebhühner zu dokumentieren. Die ultraniedrige Frequenz, die der Schlag erzeugt, ermöglicht es den Vögeln, sich über weite Strecken zu hören und miteinander zu kommunizieren. Basierend auf dem Herzkonzept und Nick Kuepfer’s Interpretation der tiefgreifenden Wirkung von Klang und Musik auf die menschliche Gesundheit, soll der Klang der Flügelschläge bei der Annäherung an den Empfänger physisch registriert werden – er ist jedoch innerhalb des menschlichen Hörspektrums nahezu unhörbar. Der Klang ist nur im späten Frühjahr zu hören und ist ein Paarungsruf von extrem niedriger Frequenz, der sehr weite Entfernungen zurücklegen kann. Jedes Jahr versucht Nick Kuepfer diesen Klang einzufangen, aber es ist ihm bisher noch nicht gelungen. Auf das Thema angesprochen, bemerkt er: „Dieses Geräusch habe ich immer mit dem Herzschlag in Verbindung gebracht, da es dem Geräusch oder der körperlichen Empfindung beim Sprinten und dann Anhalten stark ähnelt, man kann sein Herz in den eigenen Ohren hören oder fühlen. Über die Distanz ruft das Geräusch der Raufußhühner ein ähnliches Geräusch und Emotion hervor“. Über die Distanz erweckt der Sound der flügelschlagenden Raufußhühner ein vergleichbares Gefühl, das man ebenfalls bei Betrachten von Nick Kuepfer’s Fotoarbeit „Matacaballos“ erfährt. Die Arbeit zeigt eine Landschaft in Südargentinien mit einer großen Gruppe von Büschen, die von Bienen bedeckt sind. Das imaginierte Geräusch des Surrens der unzähligen Bienen evoziert ein physisches Vorstellungsvermögen und Empfinden, obwohl es in der Vorstellungskraft bleibt. Auch Philippe Leonard zeigt emotional berührende Arbeiten; zwei von seinen „Rubriques Necrologiques“, Traueranzeigen werden in den Straßen des süditalienischen Dorfes Nardo auf Holzbretter geklebt. Jede Schicht interagiert mit den anderen, und wird über die Zeit von Regen und Wind transformiert, wobei ein Palimpsest aus Buchstaben und Texturen entsteht – an vergangene Leben erinnernd, das Material in sich aufnehmend. Es scheint, als würden Seelen kartografiert.

* „SUPERNOVA BIRTH“

Maria Hinze, Ennio Moya, Camilla Richter, Franziska Lutze

Der Mensch kann nur aufgrund seines Herzschlags existieren. Woher erhält das Herz diese Kraft? Sei es aus den Mitochondrien oder dem Puls einer werdenden Mutter, das Herz beginnt zu schlagen und die Energie wird übertragen. Die ersten Zellen beginnen einige Tage nach ihrer Bildung zu kontrahieren, bevor sie sich rasch vom Herzschlag der Mutter abkoppeln. Im Wesentlichen beginnt das frühe Leben bereits wenige Tage nach der Empfängnis seinen eigenen Herzschlag auszubilden und koppelt sich sehr schnell vom Rhythmus der Mutter ab. Das Herz beginnt zu schlagen und verbreitet fortan seine Energie. Das neue heranwachsende Lebewesen existiert als neugebildetes Individuum bereits mit seinem eigenen Herzschlag bevor andere Organe ausgebildet sind. Von nun an pulsiert das Herz, reguliert durch den Sinusknoten, der elektrische Impulse über das herzeigene Nervensystem aussendet. Es passt sich an Reize innerhalb und außerhalb des Körpers an, zieht sich zusammen und entspannt sich wieder. Maria Hinze und Ennio Moya präsentieren hier eine Installation zum Thema Geburt. Die eigens für die Ausstellung entwickelte Arbeit „Blutmond“ von Franziska Lutze steht im Dialog mit den anderen gezeigten künstlerischen Positionen. Camilla Richter tritt mit ihren Glasobjekten in einen formalen thematischen Dialog.

*“SUPERNOVA HEART ATTACK“

Nele Brönner, Paul Gregor, Judith Rudolf, Alisa Resnik, Philippe Leonard

Nervosität, Ohnmacht, Blässe und sogar der Tod können aus dem Herzen kommen. Herzbedingte Gesichtsröte kann einen Moment der Verlegenheit begleiten, aber auch Erregung und Spannung bedeuten. Das Herz versorgt sich selbst und den Rest des Körpers durch einen Prozess der rhythmischen Kontraktion des Herzmuskels mit Blut und essentiellen Nährstoffen. Es ist in der Lage, einen enormen Energiefluss freizusetzen. Das Pulsieren des Herzens ist der Garant für das Leben. Ein Herz, das nicht mehr richtig schlägt, bleibt nicht lange unbemerkt. Eine Tachykardie kann schnell zu akuter Herzinsuffizienz und Bewusstlosigkeit führen. Ein ständig zu stark schlagendes Herz zerstört sich selbst durch Hypertrophie und Wirkungslosigkeit. Ein ständig rasantes Herz führt zu verminderter Leistungsfähigkeit bis hin zur totalen Herzinsuffizienz. Das Gehirn ist zwar nicht in der Lage, das Herz zu schädigen, aber das Herz kann das Gehirn erheblich beeinträchtigen – was bei einer akuten Herzinsuffizienz, die unweigerlich zum Hirntod führt, nachgewiesen wird. Herzflimmern kann Embolien durch alle arteriellen Blutgefäße auslösen. Wenn es ins Gehirn gelangt sind die Folgen oftmals lebensbedrohliche Schlaganfälle und damit verbundene Behinderungen. Wenn das Herz über Jahre hinweg zu stark schlägt, führt die Gefahr einer praktisch irreversiblen vaskulären Demenz zu einem kognitiven Rückgang und die Gedanken verkümmern. Diese Themen beeinflussen Werke von Brönner, Gregor und Rudolf. Nele Brönner präsentiert eine schwarz-weiße Tuschezeichnung. Ihr Gedicht „Das Licht“ ist vom Morgenlicht als Metapher der Supernova inspiriert. Philippe Leonard zeigt „Fleurs d’automne *2“. Anknüpfend an seine Arbeit „Fleurs d’automne“, die 2018 im Meinblau gezeigt wurde, macht Philippe Leonard erneut fast zwei Meter große, getrocknete Sonnenblumen zum Ausgangsmaterial und Thema seiner Arbeit. Ein Material, das seit zwei Jahren Schmerz und Angst einer Chemotherapie und ihre Auswirkungen auf das Mutterland in sich trägt. Blumen als Körper, Landschaft als Geist. Die durch Zeitraffer Filmtechnik gesteigerte Wahrnehmung erlaubt es, den Moment des Flüchtigen in Gänze wahrzunehmen, während der Herzschlag schneller wird, und die Wahrnehmung sich weitet. „Fleurs d’automne *2“ ist Dokument eines Rituals, bei dem die akkumulierten Erfahrungen und Erinnerungen durch Feuer, Asche und Wind zu ihrem Ursprung hin freigesetzt werden.

– ”HEART’S ECHO”

Aidan Girt, Maria Hinze, Kevin Doria, Christian Söder, Mike Moya, Eric Craven,

Drummer Aidan Girt und Gitarrist Mike Moya von der kanadischen Post-Rock-Band Godspeed You! Black Emperor sind Teilnehmer des Projektes, die gemeinsam mit Maria Hinze, befreundeten Musikern und Kollegen der Band; Kevin Doria und Eric Craven das Thema Herzschlag im erweiterten Kontext der Medizin interpretieren. Aidan Girt entwickelt eine musikalische Komposition, die auf den aufgenommenen Ultraschallgeräuschen des Herzechos von Maria Hinze basiert. In ihrer Zusammenarbeit entwickeln sich Klang- und Zeichencollagen. Gemeinsam mit Christian Söder nehmen sie den Herzschlag von Maria Hinze auf und schaffen durch einen Rückkopplungsprozess ein visuelles Pendant mit verschiedenen Klangfassungen. Die visuelle Inspiration wird aus Rhythmus, Puls und den inneren Landkarten des menschlichen Kreislaufsystems gewonnen und mit einer Wandzeichnung von Maria Hinze in Verbindung gebracht. Eric Craven präsentiert in dem Zusammenhang einen Sound, der das verlangsamte Geräusch eines vorbeifahrenden Zuges verwendet, das mit Hinze’s Herzecho verwoben wird. Craven benutzt neben verschiedenen Quellen aus urbanen Soundgeräuschen, sich überlagernde Schlagzeugschichten, die mit dem Herzthema und seinen eigenen Feldaufnahmen in Dialog gehen. So wie Kimberley de Jong’s Stück in Rhythmus und Choreographie auf ihrem eigenen Herzschlag aufbaut, erhalten die Wände des Galerieraumes Meinblau eine neue Haut und der Raum selbst einen Herzschlag durch Hinze’s Zeichnung und Puls. Thematisch mit dem Projekt verbunden sind die Herz-Echo-Aufnahmen, die Wandzeichnungen und die Live-Improvisation.

*MUSICAL AND ARTIST BACKROUND

Die Auseinandersetzung mit Live-Musik gehört zu den Hauptschwerpunkten der Ausstellung, ebenso wie das Aufspüren und die Parallelen zwischen Musik und Tanz und die Frage, wie Rhythmen auf der Grundlage des Herzschlages erzeugt werden können. Die Ausstellung interagiert mit dem Herzschlag durch verschiedene Methoden der Rückkopplung. Zum Beispiel, Jason Sharp’s elektronischer Herzmonitor, der musikalisch das Organische mit dem Anorganischen verschmelzen lässt. Mitglieder aus dem Musikkollektiv Godspeed You! Black Emperor wie Schlagzeuger Aidan Girt und Gitarist Mike Moya sowie Filmemacher Philippe Leonard und Musiker Kevin Doria betreten im Rahmen des Projektes künstlerisches Neuland. Die Band Godspeed You! Black Emperor hat eine wichtige Rolle im Kanon der Musikgeschichte. Seit den 90er Jahren sind sie ein integraler Bestandteil der experimentellen Musikszene weltweit und haben bis heute Post-Rock und andere musikalische Ableger innerhalb der Avantgarde und des Experimentalbereichs mitgestaltet. Darüber hinaus haben sie mehrere Generationen beeinflusst, insbesondere die jüngere Generation von Musikliebhabern. Einige der kanadischen Künstler, die 2018 an dem Projekt „Tokyo Morandi“ teilgenommen haben, sind auch zur Ausstellung am 7. März 2020 dabei. Darüber hinaus bringen diese neue Künstler mit: Jason Sharp, Aidan Girt, Kevin Doria, Eric Craven und die in Berlin lebende Fotografin Alisa Resnik.
Nick Kuepfer folgt seinen deutschen Wurzeln. Sein Verständnis für die Abstammung und die deutsche Herkunft seines Familiennamen’s Kuepfer geht auf zwei Brüder zurück, die in den 1800er Jahren nach Kanada ausgewandert sind. Als Mennoniten alter Ordnung lehnten sie aus religiösen Gründen den Krieg der Napoleonischen Armee, in die man sie eingezogen hatte, ab. Später siedelten sie sich im Südwesten Ontarios an,wo es noch immer eine überwiegend mennonitische Bevölkerung gibt, von der viele immer noch die deutsche Sprache sprechen. Nicks Kuepfer’s Klanginstallationen finden starke Inspiration in der Wanderung durch Geschichte, Zeit, Landschaften und Musik. Indem er einen Ort verlässt, sich niederlässt und zurückkehrt, zeigt er einen Lebenskreislauf, der durch Bewegung und ständige Veränderung geprägt ist. Auch Kimberley de Jong folgt ihrer eigenen Vergangenheit. Ihr Vater war niederländischer Abstammung, und sie selbst ist in Nordamerika und Europa verwurzelt. Auch sie folgt symbolisch ihrem Herzen auf dem Weg zur Uraufführung ihres Tanzstücks in Berlin.

* THE FREEDOM OF THOUGHT, THE FREEDOM OF SPIRIT, THE FREEDOM OF SOUND

Graves hat einen sehr persönlichen Weg gefunden den Herzschlag des Menschen als Inspiration mit seinen Lebensbetrachtungen zu verweben. Heartbeat ist für ihn Realität, das Reale, Wirkliche, das den Menschen am Leben hält und sein Leben bestimmt. Drei fundamentale Prinzipien durchdringen Graves Werk und die Arbeiten der Künstler der Ausstellung; die Freiheit der Gedanken, die Freiheit des Geistes, die Freiheit des Klangs. Einheit überspannt die Grenzen der Musik, und so eröffnet sich eine neue Perspektive auf das Konzept der Freiheit. Es geht um das Verständnis fundamentaler Energie, die in den gezeigten Arbeiten und Performances über die Elektriztität des Körpers angezeigt wird, als Prozess, der das Herz bewegt, in Spannung und Entspannung hält. Jede einzelne Aktivität ist nach Graves eine Harmonie des Gleichen, seine Arbeit bezieht sich auf die Rhythmen von Bewegung, Energie und Klang – um Wachstum und Veränderung zu begleiten.

*THE IDEA OF ENERGY, MOVEMENT AND SOUND

Kuepfer’s eigene Erfahrung im Meinblau Ausstellungskontext „Tokyo Morandi“ 2018, welche die letzte Projektmöglichkeit skizzierte, macht es ihm möglich, in neuen Konstellationen zu einer neuen Ausstellung 2020 beizutragen. Vergangene Erfahrungen führen zu neuen Erfahrungen und das sind die zentralen Ideen, zu denen die Arbeiten der Künstler immer wieder führen; die Idee von Spannung zwischen Identifikation und Abgrenzung, Spannung zwischen Regel- und Regelbruch, Spannung zwischen Ritual und Spiel, Spannung zwischen Gesetz und Freiheit – die Idee, den Impuls des Herzens als Manifestation von Energie zu betrachten. Diese veranlasst eine kritische Auseinandersetzung und Hinterfragen der Bedingungen dieser Spannung. Die unterschiedlichsten Manifestationen von konventionell gedachten Dichotomien können mit dem Konzept der Energie als mit sich und mit anderen zusammenhängend begriffen werden. Energie als gemeinsamer Nenner verbindet alle entgegengesetzten Kräfte und beleuchtet ihre unausweichliche Abhängigkeit voneinander.

*ARCHIV DES HERZENS

Die Ausstellung ist inspiriert von Christian Boltanskis Werk „Archiv des Herzens“. Bemerkenswert ist, daß Boltanski vor zehn Jahren in den Kellergewölben des Pfefferbergs, wo sich der Projektraum Meinblau befindet, eine Installation mit dem Titel „Le Coeur“ zeigte. Mit Hilfe eines Verstärkers konnte man Herzklänge aus dem Körper des Künstlers hören – mit dem An- und Ausgehen einer Lampe hörte man Boltanski’s Herzschlag im Kellergewölbe. Ein Werk, das durch einen Akt der Abstraktion befreit wurde, für den Betrachter emotional gefangen war und dessen einziges Ziel in der Potenzialität selbst wurzelt. Boltanski sagt dazu: „Das Herz ist jemand. Hier geht es um etwas, das mich seit Jahren beschäftigt: Die Einzigartigkeit eines jeden Wesens. Jedes Wesen ist einzigartig und daher extrem wichtig, aber gleichzeitig extrem verletzlich und zerbrechlich. Es geht um den Widerspruch zwischen Sinn und Zerbrechlichkeit. Ich denke, es ist wirklich wichtig zu wissen, wer man ist, und das Hören des Herzens ist eine Möglichkeit, zu wissen, wer man ist“. (Quelle: Christian Boltanskis „Archiv des Herzens“, Kathrin Hondl, Deutschlandfunk Kultur, 15.09. 2008 /Melanie Franke, Ausstellung Herzschlag Pfefferberg, www.vonhundert.de, November 2007)

*Summary

Der Mensch kann nur existieren, weil sein Herz schlägt. Hier setzt die Ausstellung im Meinblau Projektraum an und versucht das Projekt zu kartieren. Die Künstlerinnen und Künstler machen sich mit neuen und alten Techniken vertraut, um die Schwingungen und Kontraktionen in Vertonung, Visualisierung und Abstraktion des erweiterten Begriffes auf als auch neben dem Beat des Herzens zu untersuchen und zu analysieren.

Text: Maria Hinze

Editor/translator: Andrea Ulbrich